Von zwei auf vier Linien
Die Bremer saturn petcare GmbH expandiert in den USA – mit Palettierern aus Deutschland
Der Markt für Tierernährung ist attraktiv, gerade bei Nassfutter für Hunde und Katzen. Sichtbares Zeichen: Die Bremer saturn petcare GmbH hat ihre Produktionslinien in Amerika von zwei auf vier schlicht verdoppelt. Mitgenommen wurde aus Deutschland das Palettiersystem. Leistung, Flexibilität und die sehr guten Praxiserfahrungen spielten dabei entscheidende Rollen.
Das globale Segment Heimtiernahrung hat in den letzten Jahren ein deutliches Wachstum verzeichnet. Der Umsatz soll sich laut den Marktforschen von statista im Jahr 2024 auf zirka 140 Milliarden Euro belaufen. Sie erwarten sogar, dass der Markt bis 2028 jährlich um mehr als fünf Prozent wachsen wird.
Treiber dieses Trends seien unter anderem der demografische Wandel, die Zunahme der Zahl der Einpersonenhaushalte und der deutliche Anstieg des verfügbaren Einkommens. Die „Vermenschlichung von Haustieren" wird als weiterer Faktor genannt. So sind hochwertige Rohstoffe, natürliche Zutaten und „Superfoods“ derzeit auch bei der Tierernährung sehr gefragt. Nicht zuletzt ist die Zahl an Haustieren während der COVID-19-Pandemie ganz einfach gestiegen.
Seit 2021 nahezu baugleiche Anlage in Bremen im Einsatz
Ein in diesem Bereich international überaus erfolgreich agierendes Unternehmen ist die zur Heristo-Gruppe gehöhrende saturn petcare GmbH. Deren Betriebsstätte am Stammsitz Bremen wurde 1991 errichtet. Hier wird seitdem auf hochmodernen Produktionslinien Nassfutter für Hunde und Katzen für den Einzelhandel hergestellt. Kunden sind überwiegend Lebensmittelketten, die die saturn-Produkte als Eigenmarken vertreiben. Der Herstellungsbetrieb ist IFS -zertifiziert und erfüllt damit höchste Ansprüche in Bezug auf Qualität und Produktsicherheit. Mit dokumentiertem Erfolg: Die Stiftung Warentest nahm beispielsweise im Jahre 2020 Katzenfutter unter die Lupe. Ergebnis: Sechs der besten acht Produkte kamen aus dem Hause saturn petcare, 2024 sogar 4 von 5.
Neben Deutschland verfügt saturn petcare über Produktionsstandorte in den Niederlanden und seit 2021 auch in den USA, dem zurzeit wohl umsatzstärksten weltweiten Markt. Im Rahmen dieser Expansion wurde am Standort Terre Haute im Bundesstaat Indiana eine hochmoderne Produktionsstätte für Nassfutter verwirklicht, die im Jahre 2023 von zwei auf vier Produktionslinien erweitert wurde. Geplant war, die Anlagen dabei eins zu eins zu spiegeln. Das wurde auch umgesetzt - bis auf die beiden Palettierer. Harald Knaup, Projektleiter bei saturn petcare in Bremen, blickt zurück: „Grund für diese Entscheidung war das Konzept der Palettierung, der Aufbau, die zusätzlichen Add-ons wie Condition Monitoring, Lagenbildgenerator oder der Wartungsmanager, das attraktive Preis- Leistungsverhältnis und nicht zuletzt die guten Erfahrungen, die wir mit der nahezu baugleichen Anlage seit 2021 hier in Bremen gemacht haben.“ Ein weiteres Plus war laut Knaup der Zwischenlageneinleger, der mit neuem Material bestückt werden kann, ohne dass der Palettierer stillsteht.
Zur Umstellung genügt ein „Knopfdruck“
Sowohl der Palettierer in Bremen als auch die beiden in den USA arbeiten nach dem Prinzip „hebende Palette.“ Sie sind in der Lage, sehr hohe Lasten zu verarbeiten und erreichen eine Leistung von bis zu 280 Lagen pro Stunde. Aufgrund des weitgehenden Einsatzes von Servomotoren und damit des Verzichts auf Pneumatik palettieren die Maschinen sehr energieeffizient. Durch den „Layer pattern generator“ sind sie zudem sehr variabel. Hier werden die gewünschten Lagenbilder hinterlegt. Zur Umstellung genügt dann ein „Knopfdruck.“ Darüber hinaus unterstütz das Tool bei der Optimierung oder Entwicklung eines Lagenbildes.
Verständlicherweise gab es im Vergleich Bremen zu USA einige länderspezifische Änderungen. Beispielsweise mussten die US-Standards nachgewiesen sowie die Bediensprache und das Palettenformat angepasst werden. Auch die Stromversorgung ist in den USA mit 120 Volt eine andere. Dazu wurde in Deutschland ein entsprechender Trafo installiert, um die Elektrik und die Steuerung im Vorfeld testen zu können. Stichwort Steuerung: „Ungewöhnlich für Amerika ist, dass wir die Siemenssteuerung S7 eingesetzt haben. Das wurde anfänglich noch diskutiert. Jetzt sind sie aber äußerst zufrieden“, fasst Knaup zusammen.
Insgesamt acht 40-Fuß-Container verschifft
Ein Faktor war auch der physische Transport: Die Anlage wurde dazu in möglichst große Teile zerlegt und in acht 40-Fuß-Containern verstaut. Der letzte davon trat am 22.08.2023 per Schiff seine Reise nach New York an. Von dort ging es auf Schwerlastern über mehr als 1.000 km weiter nach Terre Haute, wo die Montage am 16.09.2023 startete. Geleitet wurde die Baustelle von einem Supervisor Mechanisch, einem Supervisor Elektrisch und einem Inbetriebnehmer. Unterstützt wurden diese durch fünf Mechaniker und drei Elektriker von saturn petcare. Zukünftig wird die Anlage von der US-Firma Standard-Knapp und via Internet von Deutschland aus betreut werden. „Ein deutliches Signal für die internationale Kompetenz und Expertise der EOL-Gruppe“, stellt Knaup heraus.
Moderne Kommunikation als wichtiges Werkzeug
Konkret umfasste der Auftrag die notwendigen Transporteure inklusive Spiralförderer, die Integration der beiden Palettierer, die Automatisierung und Klärung der Schnittstellen sowie die Inbetriebnahme inklusives Bedienerschulung. Dieses Gesamtpaket wurde schlüsselfertig abgewickelt. Wichtige Werkzeuge bei dieser transatlantischen Zusammenarbeit waren die modernen Kommunikationsmöglichkeiten sowie das Baustellenmanagement mit LOP 4.0.
LOP 4.0 ist ein cloudbasiertes System, auf das alle Projektbeteiligten zugreifen können. Diese digitale Plattform bildet den Projektstatus während der Baustellenphase von der Auslieferung bis zur Inbetriebnahme mit höchstmöglicher Transparenz ab. Des Weiteren ist LOP 4.0 eine offene Kommunikations- und Dokumentationsplattform. Jeder Projektpartner kann beispielsweise Fotos oder Videos hochladen, nächste Schritte zur Diskussion stellen oder einzelne Punkte priorisieren. Das stellt sicher, dass der Status aller Projektbausteine immer aktuell und klar verständlich abgebildet wird. Wechselwirkungen auf den weiteren Verlauf werden so sofort sichtbar. Das reduziert Reibungs- und Abstimmungsverluste und führt zu einem hohen Grad an Planbarkeit.
„Ein durch und durch harmonisches und zielgerichtetes Miteinander“
Die erfolgreiche Abnahme folgte am 31.10.2023. „Es war ein durch und durch harmonisches und zielgerichtetes Miteinander“, resümiert saturn petcare. Die beiden Palettierer übernehmen seither im Produktionsalltag jeweils zwei Kartonformate von vorgelagerten Abfüll- und Verpackungsanlagen, in denen unterschiedliche Sorten Tierfutter verpackt sind. Im Zulaufbereich der Palettierer werden die eintreffenden Kartons entsprechend der gewünschten Lagenformation gedreht und positioniert. Dadurch entstehen vom Kunden individuell anpassbare Lagenbilder. Die im Palettierer gestapelten Paletten gelangen dann über den Palettentransport zur Abgabestelle und werden von dort ins Lager gefördert. Die Paletten wiederum werden über ein Magazin automatisch zugeführt. Die zwei Palettierer fahren dabei beide Produkte parallel oder dasselbe Produkt oder aber nur einer der beiden ist im Betrieb. Sie sind also nicht nur leistungsstark und zuverlässig, sondern auch sehr flexibel einsetzbar. Und das sind angesichts der prognostizierten Wachstumszenarien wirklich beruhigende Aussichten.
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